Zeit der Selbstbeweihräucherung vorbei

16.08.19   Nach den Niederlagen gegen Teichel und Weida macht Co-Trainer Peter Dauel ein großes Defizit bei Grün-Weiß Stadtroda aus: die Defensive

»»Ostthüringer Zeitung

Am Ende stand Peter Dauel alleine bei der Auswechselbank. Keiner seiner Spieler war für den Co-Trainer mehr greifbar, alle hatten sich umgehend nach der epischen Pokal-Schlacht am vergangenen Sonnabend gegen Thüringen Weida aus dem Staub gemacht. Der Letzte, der da im Roda-Stadion gen Kabine aufbrach, war Florian Klinger, doch der hörte die Worte von Dauel auch nicht mehr, zog indes mit hängendem Kopf von dannen, sodass sich der Co-Trainer selbst um die zurückgelassenen Utensilien auf der Bank kümmern musste. Es hatte jedoch den Anschein, dass er Verständnis für die emotionale Schieflage seiner Pappenheimer hatte, ließ er Klinger doch einfach gehen, wohlwissend, dass er in diesem Moment sowieso keine Antwort erhalten werde – zu groß war die Enttäuschung, zu nah noch das eigentliche Geschehen.

Doch dergleichen war nur die eine Seite der Dauelschen Medaille, denn fünf Tage später verortete er das Pokal-Aus in einem weit größeren Kontext, da man in der Partie das grundlegende Problem von Grün-Weiß Stadtroda habe ausmachen können: die Verteidigung. „Wir haben in zwei Spielen dieser Saison bereits sieben Gegentore über uns ergehen lassen müssen – und allen sind individuelle vorausgegangen. Kaum eines davon war vom Gegner überragend herausgespielt, oftmals waren es regelrechte Slapstick-Tore“, resümierte Peter Dauel. Da nütze auch die mitunter sehr gute Offensive nichts, führte der Trainer weiter aus: „Ich bin jetzt seit 14 Monaten dabei, wie oft haben wir auch nach Niederlagen Lob für unser tolles Spiel und unseren starken Angriff vom Gegner bekommen, wofür wir uns aber nichts kaufen konnten, denn wir standen am Ende ja mit leeren Händen da.“

Und just an jener Stelle sieht Dauel dann auch das große Defizit in seinen Reihen, welches seiner Meinung nach eher von mentaler Natur sei. „Ich glaube, dass bei uns so eine Haltung vorherrscht, aufgrund derer nicht wenige der Meinung sind, dass wir uns aufgrund unserer Offensivqualitäten nicht so viel um die Verteidigung scheren müssen. Leider haben wir in der vergangenen Saison und auch in den letzten beiden Partien gesehen, dass wir ebenso viel Wert auf die Defensive legen müssen“, führte der Trainer weiter aus, der auch darauf verwies, dass er nicht alles an den Fehlern von Torwart Niklas Padutsch, Nico Schwarz und Paul Weise, allesamt Nachwuchskräfte, festmachen wolle.

Apropos Training, von der Beteiligung am Dienstag zeigte sich Peter Dauel ebenfalls nicht gerade begeistert. Von den 25 Spielern, die der Kader von Stadtroda umfasst, hätten nur 14 am Dienstag teilgenommen. Nicht gerade ideale Voraussetzungen für das morgige Heimspiel ab 15 Uhr gegen Neustadt, die sich im Pokal 1:2 Einheit Rudolstadt aus der Oberliga geschlagen geben mussten. „An dem knappen Ergebnis kann man jedoch sehen, wie stark Neustadt derzeit ist, denn Rudolstadt hat richtig gute Spieler“, so der Co-Trainer, der auch daran erinnerte, dass Stadtroda in der vergangenen Saison zweimal (2:4 und 3:1) gegen die Kicker aus dem Saale-Orla-Kreis verlor. Das Team von Trainer Rene Grüttner glückte zudem der Auftakt in die neue Spielzeit der Landesklasse, siegte es doch zu Hause über Bad Lobenstein mit 3:2 und verweilt damit derzeit auf Platz vier der Tabelle.

Nein, die Zeit der Selbstbeweihräucherung müsse nun ein Ende finden. „Wir belügen uns doch selbst, wenn wir uns gegenseitig immer darin bestätigen, was wir für einen tollen Fußball spielen“, sagt Dauel, der dann auch nichts vom vermeintlichen Pech hören wollte. Pech sei schlichtweg ein schwaches Argument, das nun schon so oft habe herhalten müssen, wenn man denn wieder nach 90 Minuten und reichlich Ballbesitz ohne Punkte den Platz habe verlassen müssen. Nein, so viel Pech könne man gar nicht haben, so Dauel, der sich gegen den geradezu inflationären Gebrauch des Wortes regelrecht wehrt. Seine Mannschaft täte indes sehr gut daran, in den kommenden beiden Partien – Neustadt und Blankenhain — zu siegen, denn danach treffe man auf Kahla, was sicherlich auch alles andere als leicht werden würde. „Wenn wir nicht aufpassen, haben wir nach vier Spieltagen bereits das Nachsehen in der Liga“, warnt der Trainer.

Johannes Carl fällt für sechs Wochen aus

Die Personalsituation sei für das morgige Heimspiel dann auch nicht optimal, werden doch Simon Fuchs, Pascal Wollnitzke und eben auch Robin Gerdemann fehlen. Letzterer verweilt nun für das kommende halbe Jahr im Rahmen eines Praktikums in Irland. Außerdem, auch darüber informierte Dauel, würde Innenverteidiger Johannes Carl für die kommenden sechs Wochen ausfallen. Carl hatte sich in der Partie gegen Thüringen Jena nach gut 20 Minuten einen Ellenbogen ausgekugelt.

Dauel hofft nun, dass seine Spieler künftig Partien wie jene gegen Thüringen Weida nicht mehr aus der Hand geben werden. „Alle sind gefordert“, sagte der Co-Trainer, der jedoch auch Asche auf sein eigenes Haupt streut: „Ich hätte Robin Gerdemann nach seinem Tor niemals auswechseln dürfen. Das war definitiv ein Fehler“, räumte Peter Dauel ein, der bei den kommenden beiden Spielen nicht an der Außenlinie mit Steffen Richter verweilen wird, da er in Norwegen ist, um ein wenig die Trainer-Seele baumeln zu lassen und zu angeln. Petri Heil!

 

OTZ/Markus Schulze