Zu lethargisch , zu schwach und zu viele Fehler

19.08.19   OTZ-Spielbericht

»»Ostthüringer Zeitung

 

In einer über weite Strecken unspektakulären Partie verliert Grün-Weiß Stadtroda gegen Blau-Wei Neustadt in der Landesklasse 0:1

Einsam saß Karl Grohs auf der Bank. Einsam und auch regelrecht versteinert. Ohne eine erkennbare Regung harrte der Kapitän von Grün-Weiß Stadtroda auf jenem rustikalen Möbelstück am späten Sonnabendnachmittag aus, auf dem noch zuvor Steffen Richter und Andreas Kittner – der kurzerhand für Peter Dauel einsprang – die Partie gegen Neustadt verfolgten. Für eine kleine Ewigkeit verzog Grohs keine Miene, starrte indes mit leerem Blick auf das vor ihm liegende Grün, denn sein Team hatte erneut verloren.

Derweil der Kapitän auf diese sehr nach innen gerichtete Methode versuchte die Niederlage gegen die Gäste aus Neustadt zu verarbeiten, eine quasi zenartige Katharsis, saßen auf der überdachten Auswechselbank hinter ihm Anderas Lelle, Florian Klinger und Leonard Menzel. Während Florian Klinger mit seinem leeren Blick seinem Kapitän in nichts nachstand, allein er blickte etwas trauriger aus seiner Kicker-Kluft, debattierten Lelle und Menzel recht intensiv. Insbesondere Andreas Lelle wirkte angefressen – und zwar massiv.

Doch ob nun die Katharsis über die 0:1-Niederlage am zweiten Spieltag der Landesklasse gegen Blau-Weiß Neustadt eher still oder polternd daherkam, der Frust war in den Reihen von Steffen Richter allgegenwärtig. Und dies wiederum war nicht nur dem Umstand geschuldet, dass man nach 180 Liga-Minuten mit null Punkten dastand, sondern weil sich die Grün-Weißen auch eingestehen mussten, dass die Gäste aus dem Saale-Orla-Kreis im zweiten Akt – wenn auch nicht zwingend – besser waren, man letztlich mit einem Gegentor noch gut bedient war. Insbesondere nach Standards war das Team von Coach René Grüttner gefährlich, kratzte zweimal mit Kopfbällen an der Führung. Aus dem reinen Spiel heraus waren über beide Halbzeiten Chancen indes absolute Mangelware. Zu Beginn der zweiten Aktes konnte Stadtrodas Torhüter Yannik Kössler noch einen Schuss der Neustädter vereiteln.

Und bei Stadtroda? Da war es letztlich mal wieder Karl Grohs, der in der Offensive Akzente setzte – allein sie waren nicht von Erfolg gekrönt. Einmal ließ er im zweiten Akt zwei Gegenspieler im Neustädter Strafraum ins Leere laufen, um dann kunstvoll bei der Vollendung zu scheitern. Wunderschön und mit reichlich Effet flog das Leder am linken Pfosten vorbei. Etwas später konnte Nico Schwarz den von Grohs gespielten Pass nicht mehr erlaufen. Ansonsten geschah da nicht viel.

In der 80. Minute bekam man indes die wohl entscheidende Szene der Begegnung kredenzt, in der sich der unermüdliche Grün-Weiß-Kapitän ein Laufduell mit Neustadts Bastou Talabidi gen Neustadt-Gehäuse lieferte, wobei Talabidi auch von seinem Ellenbogen Gebrauch machte, sodass Grohs zu Boden ging, dafür aber keinen Freistoß erhielt. Da dergleichen für reichlich Unruhe in den Reihen von Steffen Richter sorgte, man sich über den nicht gegebenen Strafstoß – durchaus zurecht – echauffierte, waren die SHK-Kicker für ein paar flüchtige Momente nicht gänzlich bei der Sache. Ein Umstand, der den Gästen – geradezu naturgemäß – in die Karten spielte. Gedankenschnell schalteten sie um, hebelten die Grün-Weiß-Abwehr mit einem weiten Ball aus und durften anschließend das einsame Tor der Partie bejubeln, für das Robin-Lee Engler verantwortlich war. Gegen Ende sah es dann fast noch nach einem 2:0-Sieg für die Gäste aus, doch das Tor wurde nicht gegeben, da der Linienrichter die Fahne hob.

Die Essenz des Stadtrodaer Spiels spiegelte sich indes problemlos in der durch und durch frustrierten Bemerkung eines Florian Klinger in den Untiefen des zweiten Aktes wider: „Ihr steht alle!“

Und in der Tat wirkte alles bei den Hausherren an diesem Tag äußerst statisch, mitunter spielten sich Martin Rennert und Pascal Wollnitzke in der Innenverteidigung den Ball immer wieder einander zu, weil sich schlichtweg keine Optionen in puncto Spielaufbau ergaben, ganz zu schweigen von der Offensive. Ohne Simon Fuchs passiere ja im Sturm von Stadtroda gefühlt gar nichts, lautete das bittere Urteil eines wahrlich fachkundigen Zuschauers.

„Von zwei schlechten Mannschaften hat am Ende eine gewonnen“, resümierte Karl Grohs lakonisch, um seine Aussage umgehend zu relativieren, denn im zweiten Durchgang hätten die Neustädter Kicker gar nicht so schlecht agiert, hätten mehr Druck aufgebaut, sodass sie am Ende durchaus verdient gewonnen hätten, ergänzte Karl Grohs, um dann noch das Dargebotene des eigenen Teams zu analysieren: „Wir waren einfach zu lethargisch, wenn wir den Ball nicht hatten, waren zudem in den Zweikämpfen viel zu schwach und haben uns generell zu viele Fehler erlaubt – und so kann man dann auch nicht gewinnen.“ Letztlich sei der zweite Akt von Stadtroda mehr als bescheiden dahergekommen.

Ob denn das bescheidene Agieren auch in gewisser Weise dem Ausscheiden im Pokal vergangene Woche gegen Thüringen Jena geschuldet sei? „Sicherlich, doch wenn man sich noch einmal vor Augen führt, wie wir im Pokal gespielt haben, gibt es eigentlich keinen Grund, heute so aufzutreten, denn gegen Thüringen Weida haben wir über 80 Minuten ein super Spiel abgeliefert“, betonte der Kapitän, der dann schon einmal auf das kommende Heimspiel gegen Blankenhain blickte. Da stehe Stadtroda – derzeit Platz 11 – in der Pflicht, müsse dann endlich ein paar Punkte holen.