Grün-Weiß Stadtroda und SV Moßbach trennen sich 2:2

30.09.19   Spielbericht von OTZ+

Ostthüringer Zeitung +

Fußball, Landesklasse: Erst im zweiten Akt findet das Team von Steffen Richter zu alter Form. Aufsteiger Moßbach führt über weite Strecken. Christian Reimann hilft im zarten Alter von 40 Jahren noch einmal bei Grün-Weiß aus.

Verkehrte Fußball-Welt im Roda-Stadion in Stadtroda: Dem Landesklasse-Aufsteiger SV Moßbach gelang am Sonnabend beim Titelanwärter Nummer eins, FSV Grün-Weiß Stadtroda, mit dem 2:2 der erste Auswärtspunkt.

Und trotzdem konnte sich keiner der Moßbacher so richtig über das Remis freuen. Denn es war viel mehr drin gewesen für die Mannschaft von Trainer Jens Herzog. Bis zur 70. Minute führte Moßbach auf dem Rasenplatz durch die Treffer von Peter Pribitny (26.) und Stephan Wunderlich (65.) mit 2:0 – und das nicht einmal unverdient.

„Wenn wir mit einem 4:1 in die Pause gehen, hätte sich Stadtroda nicht beschweren dürfen“, sagte Herzog. Stadtrodas Leistungsträger Florian Klinger fasste die erste Halbzeit seiner Mannschaft mit einem Wort zusammen: unterirdisch. In den zweiten 45 Minuten gab es eine Steigerung des Meisterschaftsfavoriten. Und prompt belohnt sich die Heimmannschaft auch. Beide Tore fielen von Spielern, die beim Anpfiff noch auf der Auswechselbank Platz ausharren mussten. Erst traf der Ex-Profi Christian Reimann, der eigentlich schon im Sommer 2018 sein Karriere-Ende erklärt hatte, zum 1:2 (71.). Zwei Minuten später glich Marian Rennert, der wie Reimann in der 55. Minute ins Spiel kam, zum 2:2 (73.) aus. Dass der bald 40 Jahre alte Reimann noch mal aushalf, stand schon zwei Wochen vorher fest. „Da hatte mich Richtus angesprochen, ob ich mich noch mal zur Verfügung stellen würde. Ich habe die Woche mittrainiert. Ich bin froh, dass ich der Mannschaft heute helfen konnte mit meinem Tor“, sagte Reimann. Mit Richtus meinte er den Trainer Steffen Richter. Beim Remis blieb es. Das Unentschieden dürfte Moßbach wohl mehr helfen im Kampf um den Ligaverbleib als Stadtroda bei der Meisterschaft. „Wenn mir vor dem Spiel jemand gesagt hätte, wir nehmen heute einen Punkt mit, hätte ich den Punkt gern eingepackt. Nach den 90 Minuten muss ich sagen, dass mehr drin war für uns als nur ein 2:2. Stadtroda hat aber in der Schlussphase gezeigt, wozu sie in der Lage sind“, sagte Herzog.

Reimann sprach von einem gerechten Ergebnis. „Moßbach hat sich den Punkt auf Grund der ersten Halbzeit verdient. Wenn man sich den Spielverlauf anschaut, wäre es nicht ungewöhnlich gewesen, wenn uns noch das 3:2 gelungen wäre. Das wäre an diesem Tag zu viel des Guten gewesen. So gut haben wir heute nicht gespielt“, sagte der Routinier.

Die Chance zum 3:2 gab es in der Schlussminute. Leonard Menzel traute sich nicht zum Kopfball. Er rauschte am langen Pfosten heran. Den Ball traf er nur halbherzig. Die Chance auf den Siegtreffer war dahin. Sein Trainer Steffen Richter tanzte an der Außenlinie wie wild herum. „Warum nimmt er den Ball nicht mit dem Kopf. Der Ball war solange unterwegs. Den kann man doch nur mit dem Kopf nehmen“, sagte Richter.

Florian Klinger, der nach dem Schlusspfiff zusammen mit Karl Grohs auf der Trainerbank saß, konnte wenig später wieder etwas fröhlicher dreinschauen, als er die anderen Ergebnisse des Nachmittages hörte. Die beiden Top-Teams FSV Schleiz und SV Jena-Zwätzen hatten ihre Spiele, trotz eigener Führung, noch in Saalfeld beziehungsweise Neustadt verloren. „Da hatte ja unser Remis noch was Positives. Da haben wir auf die beiden Teams, wenn man es richtig nimmt, sogar noch einen Punkt gutgemacht“, sagte Klinger. Dass hinter dieser Aussage eine große Portion Galgenhumor steckte, musste Klinger nicht erwähnen. Karl Grohs haderte indes mit der verpassten Chance, in der Tabelle weiter nach oben zu rücken. „Wir hätten den Abstand zum neuen Tabellenführer Kahla halten können“, sagte Grohs. Vor dem Spieltag trennten Kahla als Tabellendritten und Stadtroda als Tabellenvierten einen Punkt. Jetzt sind es drei.

Leonard Menzel, der den Siegtreffer auf den Kopf hatte, hätte sich am liebsten im Rasen vergraben. Er hockte nach dem Spiel ganz allein am gegnerischen Strafraum. Dabei dachte er an diese eine Szene in der 89. Minute. Da hätte er das Wechsel-Glück perfekt gemacht. Auch Menzel kam erst Mitte der zweiten Halbzeit ins Spiel. Wenn er das 3:2 erzielt hätte, hätte es drei Tore von Einwechselspieler gegeben.